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Wo bin ich?

 

Ich hab die Ausbildung abgeschlossen. Facharbeiterin Bienenwirtschaft. Die Prüfungen liefen gut. Ich könnte auch sagen, ausgezeichnet.

Ich habe viele neue Menschen kennengelernt. Beim Imkerinnentag mit Undine Westphal in der Schweiz. Inspiration für neue Projekte geholt, Verbundenheit getankt, vom Vortragsstil gelernt, Neugier für die Bienenkugel entwickelt und beim Mittagessen mein meine Erfahrungen weitergegeben. Die beste Prüfungsvorbereitung wohlgemerkt – das eigene Wissen formulieren, weitergeben und sich Fragen stellen müssen.

Ich hab mir einen schicken Imkeranzug zugelegt, endlich passende Handschuhe gefunden. Passend im Sinne von Sensibilität und dem vernünftigen Mix zwischen Sicherheit und Spüren. Nicht im Sinne von Farbe.

Ich hab meine Vereinsmitgliedschaften neu geordnet und werde bis Herbst mein Wissen über Saatgut und Saatgutpolitik vertiefen.

Ich hab mir eine Social Media Auszeit genommen. War wunderbar und so einfach. Nun wieder hungrig auf mehr Gemeinschaft. Auch hier – neu geordnet, was mir wichtig ist.

Ich habe einen alten Schmerz neu entdeckt. Lästig. Und überraschend, ich dachte, das ist Jahre her und eh alles cool. Aber – da muss ich nochmal ran, mal was Neues ausprobieren. Atmen.

Und Bukowski wieder entdeckt. Früher heiß geliebt, dann irgendwann zu düster und jetzt plötzlich wieder ansprechend. Auf eine lichte Art und Weise.

your life is your life
don’t let it be clubbed into dank submission.
be on the watch.
there are ways out.
there is a light somewhere.
it may not be much light but
it beats the darkness.
be on the watch.
the gods will offer you chances.
know them.
take them.
you can’t beat death but
you can beat death in life, sometimes.
and the more often you learn to do it,
the more light there will be.
your life is your life.
know it while you have it.
you are marvelous
the gods wait to delight
in you.

aus: Charles Bukowski, Betting on the Muse: Poems and Stories

Ein Gartenzwerg hat endlich seinen Weg zu mir gefunden. Nicht nur irgendein Gartenzwerg, sondern ein Imkerzwerg. Er hält einen Bienenkorb, darauf sitzen allerdings zwei Wespen. Eine schöne Erinnerung daran Räuberei zu vermeiden, wie mein innere Führung augenzwinkernd meint.

Ich laufe wieder. Mit Trainingsplan und Halbmarathonziel. Die fiese Erkältung von letzter Woche bringt das Ziel so kurz vor dem Erreichen jedoch ins Schwanken. Ich tröste mich, der Frühling hat gerade erst begonnen und im Sommer und Herbst ist auch noch Zeit für  sportliches Kräftemessen.

Und das Schönste zum Schluss: Ich bin wieder Tante geworden. Willkommen, Kleiner!

Nö, ist sie nicht (die „Stadtbiene“)

Gutes Neues! Und falls wer noch einen Vorsatz für 2017 benötigt, bitte einfach kurz melden, ich hab für jeden was auf Lager.

Bei orf.at nimmt man sich hoffentlich vor elegantere (weil richtigere) Headlines zu schreiben. Mit „Stadtbiene lebt gesünder als Landbiene“ oder „besser ernährt“, „weniger belastet“ oder auch dem eigentlichen Titel des Artikels, der da heißt „Bienen leben in der Stadt oft besser“ wäre auch schon alles gesagt gewesen.

Geworden ist es trotzdem das:

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Und bevor sich wer fragt (so wie ich), ob es vielleicht eine neue Studie oder neue Beobachtungen zum Bienenverhalten (Putztrieb, Sammeltrieb, etc..) gibt, nein nein nein, der Titel ist irreführend und hat mit dem eigentlichen Artikel nichts zu tun.

Stadtbienen sind nicht fleißiger als Landbienen, aber – sie leben in einer weniger belasteten Umgebung und finden in dieser zudem mehr Futter (Blüten). Und das wiederum kann zu höheren Honigerträgen führen, hat mit dem Verhalten (Fleiß) der Tiere jedoch nichts zu tun. Der eigentliche Artikel von science.orf.at befindet sich hier, natürlich lesen, wider jede schlecht geschriebene Verlinkung.

Gefährliche Sache

Gefährliche Sache, das Bloggen. Vor wenigen Tagen vor lauter Entzücken noch über das Buch geschrieben und unvorsichtig erwähnt, dass es auf meiner Wunschliste landet. Heute Nachmittag mit einem Grinsen überreicht bekommen. What? Du weißt wer du bist und du weißt um die  Freude, die du mir damit bereitet hast, darum nochmal und ausdrücklich und überhaupt: Dankeschön!

leaf-to-root

Fantastisches Detail am Rande: Bei Beiträgen zu einzelnem Gemüse, wie z.B. Kohlrabi, werden die Quellen nicht nur schön genannt, sondern um ein Foto des Titelblattes des Buches erweitert. Macht nicht weniger Lust auf noch mehr lesen, wie ich finde.

[fø:n]

Dt. Föhn (meteo.) ist auf engl. foehn (meteo.). Wieder was gelernt und das surreale Föhnwetter dieser Woche nochmal zum Setzen weiterer Krokus-Zwiebeln genutzt. Diesmal Elfen-Krokusse (Crocus tomassinianus) vom Stauden Kopf. Für den Frühling ist angerichtet, meine Damen!

conquer pain with love

Weiterkämpfen. Weitermachen. Weitersuchen. Es scheint das Motto dieses Jahres zu sein. Die sichtbaren Kämpfe und jene im Inneren. Am einen Tag scheint mir alles einfach und klar, ich kann das Unmögliche denken. Ganz ohne Bienen leben. Alles hinschmeißen, die Völker verkaufen, die Schleuder, meinen Stockmeißel. Und dann die Ausbildung abbrechen und sie dem ganzen Krempel hinterher schmeißen.

Nur handeln will ich nicht so.

Game of Drones

Den kleinen Tochterschwarm mit junger Königin hatte ich auf unserem Balkon eingeschlagen. Viel zu klein um sich zu einem Volk zu entwickeln, das den Winter übersteht, konnte ich den winzigen Nachschwarm damals einfach nicht hängen lassen.

Ich dachte, dass ich auf diese Art und Weise nach dem Hochzeitsflug der jungen Königin eine „Ersatzkönigin“ hätte, die ich bei Bedarf einem Volk zusetzen könnte, sollte eines meiner Völker aus irgendeinem Grund vor der Einwinterung weisellos sein. Da ich kein Begattungskästchen besitze und alle meine Blumentöpfe derzeit in Verwendung sind, nahm ich einfach eine neue Beute. Auf unserem überdachten Balkon in gut 6 m Höhe kein Problem, dachte ich.

Das war es dann auch nicht. Also ein Problem. Aus der Sicht der jungen Königin dann zwar eher schon.

Heute Vormittag war vor dem Flugloch eine kleine Aufregung zu beobachten. Einige Bienen wuselten herum und hielten sich irgendwie gegenseitig in Schach. Es waren mehr Bienen als gewöhnlich. Erst dachte ich an Räuberei, trotz sauberer Fütterung und engem Flugloch, und beschloss, einfach mal weiter zu beobachten.

Und dann zu Mittag war er plötzlich da – der riesige Schwarm, der die Beute direkt bezog.

Hatte nicht der Seeley gesagt, dass Bienenschwärme Wohnungen in einer bestimmten Höhe bevorzugen? Unser Balkon und der „Begattungskasten“schienen diesmal genau richtig. Am Tag zuvor hatten wir schon einen anderen Schwarm, ebenfalls schön groß, aus der Tanne vor dem Balkon gepflückt. Mit vollem Einsatz einer dreifach ausziehbaren Leiter, mehreren HelferInnen und mit viel Schwindelfreiheit. Da scherzte ich dann noch – beim nächsten Mal bitte gleich auf unseren Balkon!

Einen Tag später war er da.

 

S. stellte dann irgendwann die Frage, „Mama, was wird jetzt aus der jungen Königin, die vorher drin war?“. Meine Antwort gefiel ihr leider weniger. Beim Seeley-Vortrag in der Schweiz meinte dieser, dass die Späher-Bienen auf der Suche nach einem geeigneten neuen Wohnort durchaus auch um die besten Plätze kämpfen. „Die Natur ist manchmal nicht schön, ich hoffe, dass die junge Königin immer noch herumfliegt, alleine!“. Das zumindest, wissen wir sicher. Keine Königin fliegt alleine, niemals. Aber das Bild einer ewig fliegenden Jungkönigin gefällt mir so kurz vorm Schlafen und Träumen gehen irgendwie auch besser.

Die Aufgabe, nach der ich rief

Schwarmzeit ist und ich habe alle Hände voll zu tun. Ich und alle, die mit mir leben. Einer der Gründe warum ich hauptsächlich über den Schwarmtrieb vermehre, mal davon abgesehen, dass es der natürliche Weg ist, wie so ein Bien zur Welt kommt und nur Vorteile für die Bienengesundheit bietet, ist der Spaß, den ich dabei habe. Genau, der Spaß, den ICH dabei habe.

Ich wachse. Langsam fange ich an zu hören, bevor ich sehe. Dazu gehört zum Beispiel am Sonntag Nachmittag gemütlich Zuhause anzukommen und direkt zu hören „da ist glaub ein Schwarm“. Und dann die Schwarmtraube entdecken. Bewundern. Diese Ruhe und Gelassenheit, die in die Traube einkehrt, sobald sich der neue Bien am Ast gesammelt hat. Das Reinklopfen in die Schwarmkiste. Das gespannte Beobachten danach. Ist die Königin dabei? Formt sich da eine Traube in der Kiste oder wächst die Traube eher wieder am Baum? Das Warten bis zum Abend, bis Ruhe einkehrt, dann das nach Hause bringen. Und die Vorfreude darauf, am nächsten Tag einlogieren zu können.

Die geteilte Begeisterung, wenn die Familie oder Freunde, die dem neuen Bien ein Zuhause in ihrem Garten oder Balkon bieten, zusammen kommen. Das Einlaufen lassen, das vom Prinzip her immer dasselbe Erlebnis ist, jedoch niemals das Gleiche. Der Moment, in dem ein großer Teil der Bienen den Duft der sterzelnden Schwestern wahrnimmt und sie wie von Zauberhand losmarschieren. Unzähliges rasches Krabbeln Richtung dunkle Öffnung. Die dicken Drohnen zwischendrin. Die vielen Antennen, die sich gegenseitig prüfen. Und dann wenig später auch schon wieder Ruhe und Einfliegen.

Aber auch ein plötzliches Gewitter und der Versuch die letzten einlaufenden Bienen mit einem Regenschirm vor dem Hagel zu schützen, während die nasse Kleidung kalt an einem klebt. Das Üben der Schwarmvorwegnahme, bei der beim ersten Mal zwar das Timing, nicht jedoch die Bienenanzahl richtig war (Tipp: nicht zu wenige Bienen abklopfen!). Die eilige Karton-Bastelei, wenn die Schwarmkiste bereits voll ist, der Baum aber noch nicht leer. Das Wundern, wenn der neue Schwarm partout nicht an den schön hergerichteten Anfangsstreifen bauen will, sondern lieber an drahtlosen Rähmchen auf der anderen Seite.

Ich lerne so viel gerade. Und natürlich hat Goethe, wie zu allen meinen Lebenssituationen, bereits passende Sätze formuliert:

Wenn dir’s in Kopf und Herzen schwirrt,
was willst du Bessres haben!
Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt,
der lasse sich begraben.

Johann Wolfgang von Goethe

Schön und satt

Derzeit blühen Pfingstrosen, Holunder und Rosen in voller Pracht. Beim Spaziergang durch die Nachbarschaft duftet es paradiesisch. Seit die Bienen mich halten, taucht nach einer Zeit des Bewunderns und Schnupperns irgendwann immer der Gedanke auf „Ob da auch gut Nektar zu holen ist?“. Die Schweizer Wanderimker (VSWI) bieten ein gut strukturiertes Informationsblatt (na gut, es sind mehrere Blätter) für alle, die relativ genau wissen möchten, wie viel Nektar und Pollen in welchen Bäumen, Sträuchern und Blumen zu holen ist. Hier geht´s zum Download. Und weil ich letztens bei der Alice in der Schweiz war, kann ich noch ein kleines Geheimnis verraten – ein summendes, brummendes, lebendiges Feld mit Phacelia kann einen durchaus in eine ähnliche Entzückung versetzen, wie die relativ stumme, opulente Schönheit einer Pfingstrose.